Hämangiome
Die häufigste gutartige Veränderung in der Leber ist das Hämangiom. Es kann praktisch in jedem Lebensalter auftreten und liegt oft in multipler Form vor. Die Diagnose wird meistens eher zufällig gestellt da ein Hämangiom selten Schmerzen bereitet. Erst mit zunehmender Größe verursacht es Beschwerden.
Typisches Zeichen: Irisblendenphänomen
Im kontrastmittelverstärkten Mehrphasen-CT zeigt sich ein typisches „Irisblenden-Phänomen“. Die Füllung des Hämangioms mit Kontrastmittel beginnt klassischerweise vom Rand aus, so das diese Erscheinung pathognomonisch für ein Hämangiom ist.
Da ein Hämangiom nicht maligne entartet, wird die Indikation zur Operation eher zurückhaltend gestellt. Nur wenn durch Verdrängungserscheinungen Symptome auftreten oder bei einem Riesenhämangiom eine Rupturgefahr besteht, sollte man eine Resektion in Erwägung ziehen.
Fokal noduläre Hyperplasie (FNH)
Vor allem bei Frauen, die orale Kontrazeptiva einnehmen, kann es zur Ausbildung einer fokal nodulären Hyperplasie kommen. Diese tumorähnliche Läsion stellt aber keine maligne Entartung dar. Reseziert werden sollten ebenfalls nur große Knoten, die symptomatisch geworden sind. Ansonsten sollten in erster Linie die verursachenden Medikamente abgesetzt werden.
In der bildgebenden Diagnostik zeigt die FNH ein typisches Radspeichenmuster. Dies wird durch charakteristische fibröse Septen verursacht, die eine zentrale sternförmige Narbe bilden. Histologisch deckt sich somit der Befund mit dem Radspeichenphänomen aus der Bildgebung.
Leberabszesse
Eiteransammlungen in der Leber können in der Bildgebung ebenfalls als Raumforderungen imponieren, wobei sie selten asymptomatisch verlaufen. Sie sind häufig verbunden mit starkem Krankheitsgefühl, Fieber, Schüttelfrost und Zeichen der Sepsis.
Als Ursache kommen am ehesten abszedierende biliäre Infektionen wie die Cholangitis infrage. Aber auch Infektionen im portalen Stromgebiet können einen Leberabszess verursachen, beispielsweise eine Sigmaperforation bei Divertikulitis. Auch eine Sepsis anderer Ursache kann einen Abszess in der Leber als Streuherd verursachen.
Wie bei allen Abszessen gilt der Grundsatz: ubi pus, ibi evacua! Jeder Abszess muss entlastet werden. Bei der Leber kann dies operativ geschehen mit der Einlage mehrerer Drainagen oder bei kleineren Befund auch radiologisch-interventionell mittels CT-gesteuerter Drainageeinlage.
Adenom
Auch Adenome kommen in der Leber vor. Sie sind häufig ebenfalls hormongetriggert, also durch die Einnahme von oralen Kontrazeptiva mit ausgelöst.
Da eine maligne Entartung nicht ausgeschlossen werden kann, besteht zumindest bei einer Größenprogredienz des Befundes eine Operationsindikation.
Echinokokkose
Diese parasitäre Erkrankung ist zwar in den Mittelmeerländern häufiger als bei uns, dennoch kommt die Echinokokkose ebenfalls in Deutschland vor. Betroffen sind vor allem Risikogruppen wie Menschen, die in der Land- oder Forstwirtschaft tätig sind.
Prinzipiell unterscheiden kann man zwischen der zystischen Echinokokkose, die durch den Hundebandwurm ausgelöst wird und der alveolären Echinokokkose, die durch den Fuchsbandwurm ausgelöst wird. Erstere zeichnet sich durch große gekammerte Zysten aus, letztere durch eher kleine, feinblasige Zysten, die eher infiltrierend wachsen.
Dies und die Tatsache, dass Zysten, die rupturieren zu einer peritonealen Aussaat führen, kann daran zweifeln lassen, ob es sich wirklich um eine gutartige Leberläsion handelt. Im Prinzip sollte bei der Chirurgie der Echinokokkose mit derselben Sorgfalt und Vorsicht gearbeitet werden, wie in der onkologischen Chirurgie.
Der Mensch ist im Entwicklungszyklus des Hunde- und Fuchsbandwurms eigentlich gar nicht vorgesehen und an sich überflüssig, denn wir scheiden keine Parasiten aus. Obwohl der Mensch damit Endstation für den Parasit ist, sind wir nicht der Endwirt, sondern ein Fehl-Zwischenwirt. Eine Sackgasse sozusagen, in die sich der Hunde- oder Fuchsbandwurm leider verirren kann.
Die Therapie besteht aus der chirurgischen Resektion oder der interventionellen PAIR-Methode. Dabei wird der Befund punktiert, aspirirert, ein Chemotherapeutikum wird injiziert und das ganze wieder reaspiriert.
Auch eine Kombination dieser Verfahren ist möglich, in der Regel folgt eine adjuvante Therapie mit Albendazol oder Mebendazol
Chirurgisch spricht man dabei von einer Zystektomie, bei der der Befund aus seiner Kapsel herausgeschält wird. Um das Risiko einer Perforation zu vermindern, kann auch eine Perizystektomie durchgeführt werden, bei der im gesunden Lebergewebe um die Zyste herumgeschnitten wird.
Bei muliplen, großten Zysten kann es notwendig werden, eine Hemihepatektomie durchzuführen. Dabei ist immer darauf zu achten, dass die Zysten nicht perforieren, ansonsten kann es zu einer peritonealen Aussaat kommen.